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„Für Entlastung sorgen“ – Gespräch mit André Medeke

Vor einigen Monaten hat Diakon André Medeke die Geschäftsführung des Landesjugendpfarramtes und der ejo übernommen. Er ist aber noch für einen weiteren Arbeitsbereich zuständig. Worum es dabei genau geht, erläutert er in dem folgenden Interview.

André, was gehört außer der Geschäftsführung zu deinen Aufgaben?

André Medeke: Bereits seit November 2011 bin ich als Bildungsreferent für die Bereiche Kindeswohl und Prävention sexuellen Missbrauchs zuständig.

Was können wir uns darunter konkret vorstellen?

Der Begriff Kindeswohl ist gar nicht in zwei Sätzen zu beschreiben. Zum Kindeswohl gehört alles, was dazu beiträgt, dass Kinder und Jugendliche sich in vollem Umfang entwickeln können. Das fängt bei grundlegenden Dingen wie Hygiene an, umfasst aber auch die emotionale Entwicklung, Bildung usw. Für den Bereich der Evangelischen Jugend bedeutet das zu überlegen, welche Bedingungen wir bieten können, damit Kinder und Jugendliche sich entwickeln können.

Um welches Alter geht es dabei?

„Kindeswohl“ – da denkt man leicht an Säuglinge und Kleinkinder. Gemeint sind aber vom Gesetz her alle Kinder und Jugendlichen von der Geburt bis zur Volljährigkeit. Das Gesetz will alle Kinder und Jugendlichen schützen.

Du kannst ja nicht persönlich dafür sorgen, dass es allen Kindern in der Evangelischen Jugend gutgeht. Wie sieht deine Arbeit in der Praxis aus?

Ich bin vor allem im Bereich der Aus- und Fortbildung aktiv, z.B. bei Schulungen und Fachtagen. In der ejo-Vollversammlung haben wir den Verhaltenskodex entwickelt, jetzt erarbeiten wir gerade Bausteine für Mitarbeitendenschulungen. Die Fortbildungsangebote richten sich an Ehren- und Hauptamtliche der Jugendarbeit. Sie sollen für die Thematik sensibilisiert werden. Da geht es darum, Kenntnisse zu vermitteln über Anzeichen von Kindeswohlgefährdung, aber auch um die Klärung, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich selber gegenüber Kindern und Jugendlichen verhalten. Wie ist der Umgang mit Distanz und Nähe, was verstehe ich darunter, was erwarten die Kinder und Jugendlichen von mir. Wie finden wir ein gesundes Verhältnis zu Distanz und Nähe, so dass beide Seiten sich wohlfühlen? Und dann sind wir wieder beim Kindeswohl – für das einzelne Kind, aber auch für die Situation insgesamt.

Nun kann ich ja fragen, was geht mich das Wohl eines Kindes an, wenn ich es nur einmal in der Woche in der Gruppenstunde erlebe?

Nach der Gesetzeslage eine ganze Menge. Der Schutzauftrag der Kinder- und Jugendhilfe ist in dem entsprechenden Gesetz, dem Sozialgesetzbuch VIII, beschrieben, und danach sind alle, die mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt kommen, verpflichtet, auf das Kindeswohl zu achten.

Das muss aber niemandem Angst machen …

Nein, natürlich nicht. Es geht nicht darum, dass ich ein Kind nicht mehr in den Arm nehmen darf um es zu trösten. Aber Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ejo sollen aufmerksam sein, wenn es um das Verhalten von Kindern und Jugendlichen geht. Gibt es da etwas Auffälliges, wie ist es, wenn z.B. im Winter ein Kind im T-Shirt und Sandalen zur Kindergruppe kommt. Was ist da los? Darum geht es. Wer so etwas bemerkt, kann sich an die „insoweit erfahrene Fachkraft“ wenden, wie sie nach dem Gesetz heißt, also an eine Kinderschutzfachkraft, z.B. an mich. Ich komme dann und wir beraten gemeinsam, was zu tun ist und ob weitere Schritte eingeleitet werden müssen.

Es geht darum, Unsicherheiten zu nehmen. Für die Mitarbeitenden ist es auch gut, Verantwortung abgeben zu können – und auch dazu ist die Fachkraft da: Um durch andere, zuständige Stellen und Personen für Entlastung zu sorgen.

Hast du dazu eine besondere Ausbildung?

Ja, ich habe eine entsprechende zertifizierte Fortbildung. Da geht es um Ursachen und das Erkennen von Kindeswohlgefährdung, um Konfliktbearbeitung, um Kenntnisse der Hilfesysteme, Kooperationen und vieles mehr, auch um Datenschutz und rechtliche Dinge.

Diese Ausbildung braucht aber nicht alle Mitarbeitenden?

Streng genommen bräuchten wir eigentlich gar keine ausgebildete Kindesschutzfachkraft in der ejo. Wir könnten uns bei Bedarf auch einfach an das zuständige Jugendamt wenden. Aber dass wir uns eine Fachkraft „leisten“, unterstreicht, wie wichtig dieses Thema für die ejo ist. Es  ist ein großer Vorteil für alle Ehren- und Hauptamtlichen, eine ausgebildete Fachkraft aus der eigenen Organisation ansprechen zu können.

Du bist dann aber sehr allein auf weiter Flur …

Keineswegs! Die Schulungen mit den Kirchenkreisen und die Beratungen bedeuten ja eine intensive Zusammenarbeit. Außerdem ist in diesem Bereich Kooperation sehr wichtig, innerhalb der ejo, aber auch außerhalb z.B. mit dem Kinderschutzzentrum Oldenburg oder mit dem BDKJ in Vechta, die ja auch an dieser Thematik dran sind. Ich biete an, in Teams oder Pfarrkonvente zu kommen und über Kindesschutz zu informieren. Wir haben in der ejo schon viel auf den Weg gebracht und sind da ganz gut aufgestellt.

Vielen Dank für das Gespräch!

André Medeke ist im Landesjugendpfarramt in Oldenburg unter der Telefonnummer 0441-7701.405 unter per E-Mail unter andre.medeke@ejo.de zu erreichen.

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