Ich bin mit dem Rad unterwegs zum Jugendgottesdienst. Obwohl ich sonst meist zu spät loskomme und mich dann sehr beeilen muss, habe ich diesmal keine Eile. Der Gottesdienst soll in einer Gleitzeit beginnen… Wie das wohl geht? …
Als ich um die letzte Kurve radle, sehe ich schon das ejo-Banner und ein Haufen junger Leute. Nachdem ich mein Rad abgestellt habe, werde ich freudig begrüßt, erhalte eine Einweisung und geselle mich zu einer Kleingruppe. Als gut 10 Menschen zusammen sind, starten wir in den „Zwischendrin – der junge Gottesdienst“ (es ist 18.17 Uhr) und wir werden von einer Ehrenamtlichen in unseren Gottesdienstraum geführt. Dieser Raum ist dieses Mal das Eversten Holz, ein Stadtpark mit vielen Bäumen, Rasenflächen und Gehwegen im Westen Oldenburgs.
Entlang unserer Strecke erwarten uns Menschen, die uns in den Gottesdienst einführen, die mit uns beten, uns Impulse in einer Dialogpredigt geben, die gemeinsam mit uns Fürbitten formulieren, mit uns Singen und uns segnen. Dazwischen liegt immer ein kurzer Gang zur nächsten Station. Mal stapfe ich durchs Unterholz und schaue mit Fotos an, mal soll ich aufmerksam hören, riechen oder hinsehen. Ich merke gar nicht, wie die Zeit vergeht, denn auf den Wegen zwischen den Stationen bin ich mal in Gedanken, mal unterhalte ich mich angeregt mit den andern aus meiner Kleingruppe über das gerade Erlebte und Gehörte. Am Ende schlendern wir gemeinsam wieder zum Startpunkt und zu unseren Rädern. Die frohen Gesichter der gut 80 sich verabschiedenden Menschen signalisieren mir, dass es ihnen offensichtlich ebenso gefallen hat, wie mir. Gottesdienste mit Gleitzeit sind schon cool…
Corona bedingt hat es im ejo-Land seit April ja einige ungewöhnliche Andachten und Gottesdienste gegeben: geleitete und eigenständige Stationswege, Gottesdienste zum Mitnehmen, Video-Andachten und Jugos on Demand, Picknick-Gottesdienste,…
Vieles war neu, anderes gab es schon mal; einiges war gut und anderes könnte optimiert werden. Aber immer waren es kreative Ansätze, die eines deutlich zeigten: Die Menschen in der ejo feiern gerne Gottesdienste und das geht eben auch auf unterschiedliche Weise und unabhängig von Kirchengebäuden. Es braucht dazu Gleichgesinnte, Bereitschaft etwas Neues zu versuchen und Gottes Geist, der in uns und durch uns wirken will.
Insofern hoffe ich, dass einige dieser Formate über die Pandemiezeit hinaus sich etablieren können. Und wer weiß: vielleicht machen sich ja noch mehr Kirchengemeinden auf, tun sich zusammen und sprechen sich in ihren gottesdienstlichen Angeboten ab: es muss ja nicht in jeder Gemeinde jeden Sonntag um 10 Uhr ein Gottesdienst gefeiert werden… er könnte ja auch um 11 Uhr beginnen oder um 15 Uhr als Picknick-Gottesdienst mit Kaffee, Tee und veganem Kuchen… Das könnte doch interessant und vielseitig werden!
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