Seit vier Wochen arbeite ich offiziell bei der „Fundación Sembrar Esperanza“ als Freiwilliger, zusammen mit den nettesten Leuten. Die WG auf dem ist wie eine riesige Gastfamilie für mich. Gleich am Anfang habe ich den Kindergärtnerinnen offen und ehrlich sagen müssen, dass ich nicht unbedingt ein Jahr mit zweijährigen Kindern arbeiten möchte. Sie hatten vollstes Verständnis und nun habe ich eine interessante und abwechslungsreiche Arbeit, die mir viel Spaß macht.
Montags stehe ich um 7 Uhr auf, dusche nicht und ziehe mir die dreckigsten Klamotten an, die ich habe. Auf geht’s für einen kurzen Arbeitsweg, der nur aus Treppen besteht, zum Recyclinghof. Dann geht es los: ein paar Sachen zu den Lastwagen tragen, Pflanzen gießen (einmal sogar mit Blutabfall aus einer Fleischerei!) und zusammen mit Juan Carlos oder Luis, beide sind Arbeiter in diesem Projekt, recyclebaren Müll – meist Glas- und Plastikflaschen, Pappe und Biomüll – von verschiedenen Standorten abholen: Restaurants, Läden, Hotels, Industriebetriebe und Wohnungen. Oder wir bringen nicht recyclebaren Müll auf eine Müllhalde. Es ist zwar eine anstrengende Arbeit (und wie ich dann rieche könnt ihr euch vorstellen, oder?), aber während der Fahrt kann ich viel Spanisch reden üben.
Dienstags – in denselben Klamotten – arbeite ich in einer kleinen Werkstatt. Bis mittags unterstütze ich ein paar ältere Frauen bei der Herstellung von Recyclingpapier: von vorheriger Woche trockenes fertiges Papier aus strumpfhosenbespannten Rahmen herausdrücken und Rahmen säubern, während bereits eine Frau eingeweichte Papierreste, Wasser und ein bisschen Kautschuk mixt und in Eimer füllt. Draußen wird mit Hilfe der Rahmen Papier geschöpft und zum Trocknen ausgelegt. Hier spreche ich leider kaum Spanisch, da ich die älteren Frauen meistens nicht verstehe. Aber mit Alina, einer Schweizerin, die dienstags freiwillig hier mithilft, kann ich mich unterhalten.
Am Nachmittag beginne ich Aufgaben, die auch Mittwoch und Donnerstag dran sind: Karten aus dem selbstrecycelten Papier anfertigen, (nicht immer gut leserliche) Briefe von Kindern an Paten in der Schweiz übersetzen mit Dankeskarten für monatliche Unterstützung, gespendete Bekleidung für einen Kleiderflohmarkt herumtragen.
Freitags: komplett anders! Ich arbeite im Kindergarten in der Küche zusammen mit Señora Roci, einer unglaublich netten Köchin. Die Kinder bekommen zum Frühstück meist von einer Bäckerei geschenktes restliches Brot und ein warmes dickflüssiges sehr süßes Getränk. Vormittags gibt es ein Stück Obst und mittags immer eine Suppe als Vorspeise und ein Reisgericht plus Saft, der meine Aufgabe ist: eine Handvoll Früchte, viel Wasser und Zucker mixen und fertig. Oder ich muss Gemüse so klein schneiden, dass es den Kindern später kaum noch auffällt, Essen servieren, Geschirr abwaschen, Boden wischen… Für 40 Kinder ist das ganz schön viel Arbeit und ich bin in der Küche fast nur in Bewegung. Ich bewundere Señora Roci sehr, dass sie die Arbeit an den anderen Tagen ganz alleine macht. Nachmittags gehe ich mit ihr auf den Markt, um Obst und Gemüse für die nächste Woche zu kaufen. Ich liebe es mich von einem Stand zum nächsten durch zu probieren. Der Markt ist eine halbe Stunde mit dem Bus entfernt und nutze ich die Gelegenheit gleich mit für die WG einzukaufen. Nach dem Ausladen verabschiede ich mich ins Wochenende.
0 Kommentare zu “FSJ in Ecuador – Wechselvolle Woche”