Ich lebe jetzt bereits seit einem Monat hier und habe noch nie so viel Neues in so kurzer Zeit erlebt und gelernt. Es ist einfach hier vieles anders. Aber wo fange ich an?
Ich lebe im Norden von Quito (Hauptstadt von Ecuador). Von hier sind es ins Zentrum mit dem Bus 1,5 Stunden. In zehn Minuten nach Norden man ist genau auf der Äquatorlinie. „Mitad del Mundo“ (Mitte der Welt) steht auf den Bussen, die hier vorbeikommen.
Ihr vermutet wohl tropisch-warmes Klima hier, aber Quito liegt ist im Andenhochland auf 2800m Höhe und damit die höchstgelegene Hauptstadt der Welt (die Zugspitze, auf der auch im Sommer noch etwas Schnee liegt, ist 2962m hoch). Tagsüber haben wir hier um 20° C, nachts etwa 7° C. Das Wetter ist sehr wechselhaft, so dass man immer für alle Jahreszeiten gewappnet sein sollte. Wegen der Äquatorsonne und bei dieser Höhe ist aber immer Sonnencreme angesagt.
Ich lebe in einer WG mit zwei anderen Freiwilligen aus Deutschland und der Schweiz. Die meisten anderen Freiwilligen sind in Gastfamilien untergebracht, wo sie natürlich mehr Spanisch sprechen, vielmehr Kultur kennenlernen usw. In der WG können wir freier und selbständiger sein, auch in Bezug auf Reisen und Essen.
Hier in Ecuador wird ziemlich viel Fleisch gegessen. Auf den Straßen werden Meerschweinchen, Schweinsnasen und ganze tote Ferkel verkauft, aber auch sehr viel Obst und Gemüse: Avocados, Papayas, Bananen, Kochbananen, Maniok, Ananas, Mango, Maracuja, Kokosnüsse. Die kennen die meisten wahrscheinlich, aber sie hier viel günstiger und leckerer. Kennt ihr Granadilla, Naranjilla, Babaco, Pitahaya oder Tomate de Árbol? Von denen habe noch nicht alle probiert.
Überaschend für ist, wie viele Hunde es hier gibt; nicht nur auf den Straßen (meist, aber nicht alle friedlich), sondern auch in jedem Hausgelände (agressiv und laut, auch in der Nacht).
Die Menschen hier sind meist sehr freundlich und hilfsbereit und helfen gerne, wenn ich z.B. mit dem Bus nicht weiter weiß. Fast alle (auch die Älteren!) nutzen WhatsApp und Instagramm. Fast alles geschieht hier spontan, aber es funktioniert. Ich weiß nie, wann ein Bus kommt, aber es kommt immer einer. Und: Es keinen Busfahrplan und man muss den Busfahrer fragen, ob er da hält, wo man hin will. Beim Ein- und Aussteigen muss man fix sein, manchmal sogar während des Bus noch fährt und man ruft laut „Gracias“, wenn der Bus stoppen soll. Und es fahren auch Leute mit, die im Bus Chips, Bonbons oder Ohrstöpsel verkaufen. Cool ist, das Bus-, Reisebus- und Taxifahrten extrem günstig sind.
Die 1,5-stündige Fahrt ins Stadtzentrum kostet nur 35 ct (US-Dollar=Euro).
Englisch sprechen hier nur wenige, das helfen meine drei Jahre Spanisch in der Schule, die reichen erstmal sich auf einfache Weise zu verständigen (und im Zweifel sagt man einfach „Sí“ oder „Qué chévere!“ (Wie toll, super, klasse, schön, cool, …!).
Ich arbeite bei der Organisation „Sembrar Esperanza“ (Hoffnung sähen). Da bin ich gezwungen, Spanisch zu sprechen. Die letzten drei Wochen hatte ich die Möglichkeit, diese Organisation näher kennenzulernen, da ich an unterschiedlichen Aufgaben teilnehmen oder mithelfen durfte. Meine erste Tätigkeit hatte ich im Recyclinghof. Dort wird Müll sortiert und gepresst für die größere Recyclingfabrik. Ziemlich anstrengend, aber Massen an Plastikflaschen zu Klötzen zu pressen hat was. Als nächstes war ich im Umweltprojekt beim Pflanzen von Bäumen (über 2 Millionen Bäume wurden schon gepflanzt!): Zäune setzen, kleine frisch angepflanzte Bäume (es regnet hier sehr wenig), Planen auf Gewächshäusern erneuern.
Diese Umweltprojekte sind mit sozialen Projekten verbunden. Schulklassen besuchen Baumpflanzungen und werden dort unterrichtet; ihr „Eintritt“: eigenen Müll zum recyclen mitbringen! Zudem werden über 200 Familien monatlich mit Geld und bei z.B. Gesundheitsproblemen unterstützt. Dafür arbeiten sie 15 Tage im Jahr im Recyclinghof oder in den angepflanzten Wäldern.
Einige dieser Familien durfte ich zusammen mit einer Mitarbeiterin der Organisation besuchen. Ich habe noch nie so arme Verhältnisse gesehen. Manchmal gibt es nur einen Raum, wo alle schlafen. Oft gibt es nur Behälter, um sich zu waschen und kein Badezimmer. In einem Haus direkt an einem tiefen Abgrund ist ein tiefer Riss im Boden quer durch Küche und Schlafzimmer. Etwa einmal im Jahr werden diese Familien besucht. Es werden immer die gleichen Fragen gestellt: Was machen die Kinder in ihrer Freizeit?, Gibt es gesundheitliche Probleme?, Gibt es Wasser, Internet, Waschmaschine…? Die Menschen in den Häusern sind immer freundlich, aber man merkt ihnen immer an, dass sie es schwer haben.
Weitere soziale Projekte werde ich noch kennen lernen und in einem der Kindergärten arbeiten. Dort habe ich gegen Ferienende den Boden geputzt und Wände angemalt.
Am Montag kommen die Kinder wieder. Ich habe keine Erfahrung mit der Arbeit mit kleinen Kindern, aber ich werde da offen und optimistisch rangehen.
Ihr merkt schon: viiiele Eindrücke und das war nur eine Handvoll…
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