Im Herbst letzten Jahres wurden die Teilnehmer*innen der jährlichen LARP Freizeit, des Kirchenkreises Oldenburger Münsterland, zur Beteiligung an einem Bardenwettbewerb aufgerufen. Die Aufgabe für kreative Barden und Bardinnen war es Kurzgeschichten, Lieder oder Gedichte bei dem Organisationsteam der LARP Freizeit einzureichen.
Neben den Gewinner*innen möchten wir euch hier auch alle eingesendeten Werke präsentieren!
Zuvor noch ein kleiner Werbeblock: Die Anmeldung für die LARP Freizeit 2020 ist online und hier abrufbar:
Bei dem Bardenwettbewerb kamen viele kreative Beiträge zustande. Das Freizeitteam musste sich zwischen sehr unterschiedlichen und persönlichen Werken über Abenteuer, Schlachten, Orks und Stolz für die drei Besten entscheiden.
Folgende Platzierungen sind dabei zustande gekommen:
- Platz: Lina Meyer mit ihrer spannenden Kurzgeschichte „Die Flucht“
- Platz: Jana Richter mit ihrem Gedicht „Die Überfahrt nach Golan“
- Platz: Niklas Scholz mit seinem Gedicht „Das Namenlose“
Danke an alle Teilnehmer*innen und herzlichen Glückwunsch an unsere Gewinner*innen!
Wie versprochen wird der erste Platz, in diesem Fall die Kurzgeschichte “Die Flucht”, auf der nächsten LARP Freizeit Teil einer Hauptquest. Alle drei Gewinner*innen erhalten eine unserer seltenen LARP Tassen!
Platz 1: Lina Meyer mit ihrer spannenden Kurzgeschichte „Die Flucht“
Eine fast schon ehrfürchtige Stille senkt sich über den Marktplatz, als die Fackel angezündet wird.Die letzten Sonnenstrahlen erhellen die Szenerie. Das Knistern und Knacken des Holzes ist deutlich zu hören und als die Fackel zum Stroh gesenkt wird, hält die Menge erwartungsvoll die Luft an. Das trockene Stroh beginnt sofort zu brennen und die Menge jubelt. An dem Pfahl, inmitten des Strohs und Feuers steht eine junge Frau, die mit ihren Ketten kämpft und versucht, sich zu befreien. In der letzten Reihe der gebannt starrenden Menge steht ein junger Mann. Als das Feuer immer höher flackert und die Holzscheite sich langsam entzünden, wendet er sich ab und verschwindet in einer Seitengasse. Vom Marktplatz übertönt die Menge die Schreie der jungen Frau.
Der junge Mann geht einen großen Bogen um den Platz. Das ganze Dorf hat sich dort versammelt, also besteht keine Gefahr, dass ihn jemand sieht, als er durch die Gassen huscht. Schon hat er sein Ziel erreicht. Das Rathaus ragt hoch über ihm auf. Die Ablenkung der Wachen nutzt er aus, um das Gebäude unbemerkt zu betreten. Schon oft war er hier gewesen, also kennt er den Weg auswendig. Er schlüpft durch eine etwas versteckte Tür und steigt die dahinter liegende Treppe hinab. Im spärlich beleuchtete Flur entzündet er eine Laterne und schaut sich suchend um.
„Elisa?“, fragt er leise in den Raum. Nachdem der Mann sich bemerkbar gemacht hat, kommen Bewegungen aus dem Dunklen. Im Schein der Laterne erkennt er hinter den Gitterstäben Frauen, die ihn anstarren.
„Elisa?“, fragt er nochmal leise.
„Veit?“, kommt eine zögerliche Antwort aus einer der Zellen.
„Elisa.“, ruft Veit und stürzt an die Zelle.
„Bist du es wirklich?“, fragt Elisa ungläubig.
„Ja. Ja ich bin es.“, murmelt er und nimmt vorsichtig ihre Hand. Die Laterne stellt er dabei auf den Boden. Unter Elisas Augen befinden sich dunkle Schatten, ihre Kleidung ist verdreckt und teilweise gerissen. Veit drückt ihre Hand und sie lehnt ihren Kopf an die Gitterstäbe.
„Ich bin gekommen, um dich zu retten.“, flüstert er leise. „Ich werde dich retten.“, bestätigt er sich selbst noch einmal. Aus den anderen Zellen schauen die anderen Gefangenen ihnen neugierig zu. Sie sind in einem ähnlichen Zustand wie Elisa. Doch in ihren steht eine Todesangst.
„Was haben sie dir angetan?“, fragt Veit leise.
„Sie haben mich auf der Straße überwältigt. Ich konnte mich nicht wehren. Sie haben mir den Zauberstab abgenommen und ihn vor meinen Augen zerbrochen. Ich konnte nichts tun. Und niemand ist dazwischen gegangen. Dann haben sie mich über den Marktplatz gezerrt und hier in die Zelle geworfen. Ich werde sterben Veit.“ Den letzten Satz flüstert Elisa sehr verzweifelt.
„Ich werde dich befreien. Heute Nacht noch.“, verspricht ihr Veit. „Weißt du, wer den Schlüssel hat?“, fragt er dann.
„Ich kann es dir sagen, aber du musst uns auch befreien.“, meldet sich eine Frau aus der Nachbarzelle. „Fuchs bewahrt ihn auf.“ Veit blickt zu ihr. Auch diese Frau kennt er. Sie hat eine Straße weiter gewohnt. Er kennt alle hier in den Zellen. Bekannte, Nachbarn, aber keine Fremden.
„Dankeschön.“ Er nickt ihr zu und drückt ein letztes Mal Elisas Hand. „Ich komme wieder. Heute Nacht.“, verspricht er und nimmt die Laterne. Er wirft einen letzten Blick zurück, als er den Keller verlässt. Vorsichtig schleicht er sich wieder hoch. Draußen mischt er sich unter die sich zerstreuende Menge. Das Spektakel ist mittlerweile vorbei.
Die Sonne ist vollständig untergegangen und der Halbmond beleuchtet spärlich die Straßen. Eine einsame Katze miaut draußen auf der Straße, ansonsten ist es still. Veit nimmt seinen Rucksack und eine Kerze und verlässt sein Haus. Draußen auf der Straße schleicht er zu Fuchs Haus. Mehrmals muss er sich vor der patrouillierenden Stadtwache verstecken, doch schließlich kommt er unentdeckt an.
Nur in einem Zimmer flackert noch ein Licht. Veit löscht seine Kerze und schleicht näher an das Haus, wobei er um das Fenster einen Bogen macht. Das Fenster ist nur gekippt und es dringen leise Stimmen nach draußen. Kurz hält Veit inne, um sie zu verstehen, doch ihre Stimmen sind zu leise. Er beschließt, sich nicht daran aufzuhalten, er muss nur hoffen, dass Fuchs und die anderen Stimmen ihn nicht bemerken, schließlich würde er jetzt in das Haus einbrechen müssen.
Also schleicht er um das Haus herum und sucht nach der Hintertür. Dabei muss das Mondlicht ausreichen, denn er hat kein Kerzenlicht mehr. Die Kerze stellt er ab und macht sich dann am Türschloss zu schaffen. Der ganze Prozess des Schlösserknackens dauert länger als gewöhnlich, denn Veit will möglichst leise sein und keinen Lärm machen.
Endlich schwingt die Tür mit einem leisen Knarren auf. Kurz verharrt Veit, um abzuwarten, ob sich innen etwas rührt, doch anscheinend hat er niemanden auf sich aufmerksam gemacht.
Mit klopfendem Herzen betritt er das Haus, darauf bedacht, keinen Lärm zu machen. Auf Zehenspitzen schleicht er weiter durch einen Flur. Der Gang öffnet sich in eine große Küche. Von ihr gehen ein paar Türen ab. Bis auf eine Tür sind alle geschlossen. Durch einen Schlitz strahlt etwas Licht in den Raum. Allerdings kommen auch Stimmen aus dem Raum. Veit kann die Stimmen jetzt besser verstehen und sie Fuchs und zwei seiner Komplizen zuordnen. Aber deswegen ist er nicht hier. Der Schlüssel ist sein Ziel. Das Licht aus dem Raum erhellt die Küche gerade ausreichend, um die groben Umrisse der Möbel zu erkennen. Und dort, neben der Tür zu Fuchs, befindet sich ein Schlüsselbrett.
Langsam, ganz langsam arbeitet sich Veit zu der Tür vor. Sein Herz klopft sehr schnell. Neben der Tür verharrt er erst einmal und lauscht auf die Stimmen. Sie sprechen schnell und scheinen sich über irgendetwas zu streiten.
„… und ich sage dir zum letzten Mal: Es klappt. Ich werde stärker. Mit jedem Mal spüre ich eine neue Kraft in mir. Nicht mehr lange und niemand kann mich aufhalten. Ich werde Aufero pythonissam heraufbeschwören und die Magischen werden untergehen.“
Veit beißt sich auf die Lippe und versucht keinen Ton zu machen. Er hätte es sich nicht träumen lassen, was Fuchs ihm gerade unbewusst eröffnet hatte. Umso wichtiger, Elisa zu befreien und von hier weg zu bringen. Im Raum hört er Schritte. Sein Herz schlägt viel zu laut. Die hören ihn doch. Er schiebt sich seine Faust in den Mund und beißt drauf, damit er definitiv keinen Laut macht. Nicht mal ein kleines Wimmern darf ihm entfahren. Die Schritte werden lauter und bleiben auf der anderen Seite, genau hinter Veit, stehen. Er hält die Luft an und hofft. Nach Sekunden, die eine Ewigkeit sind, bewegt sich die Person wieder und entfernt sich von der Tür. Veit erlaubt sich ein kurzes, aber leises Aufatmen, doch der schwierigste Teil kommt erst. Den Schlüssel vom Haken nehmen, ohne gehört zu werden.
Langsam, ganz langsam hebt Veit die Hand zum Schlüsselbrett. Fuchs hat das Schlüsselbrett gekennzeichnet und daher findet er den Kerkerschlüsel schnell. Es sind zwei Schlüssel am Bund. Mit der Hand zieht er sein Hemd über die Schlüssel und hebt sie dann vorsichtig über die Halterung. Leise klirrte es, aber Veit umschließt die Schlüssel in seiner Hand und lauscht ob ihn jemand gehört hat. Als er sich sicher ist, dass er unbemerkt geblieben ist, tastet er sich vorsichtig wieder nach draußen. Vorsichtig schließt er die Hintertür und macht sich dann auf den Weg zum Rathaus.
Am Rathaus benutzt er ebenfalls den Hintereingang und befindet sich auch schon bald im Kerker. Die meisten der Gefangenen schlafen, doch Elisa ist noch wach. Als sie ihn erkennt stürzt sie zum Gitter.
„Veit.“ Die Erleichterung in ihrer Stimme ist deutlich wahrzunehmen.
„Hol mich hier raus.“, fleht sie. Veit hält den Kerkerschlüssel hoch und lächelt ihr aufmunternd zu, während er die Tür öffnet. Elisa fällt ihm sofort in die Arme und Veit drückt sie einmal fest.
„Ich bin da.“, flüstert er in ihr Ohr. Elisa schluchzt laut. Veit versucht sie zu beruhigen. „Ich muss noch die anderen befreien.“, flüstert er dann. Die anderen sind mittlerweile auch alle wach. Sie sind entweder durch Veit aufgewacht oder sind von den anderen geweckt worden. Schnell schließt Veit die anderen Zellen auf. Er führt die Befreiten nach draußen, die ihm alle danken und dann schnell verschwinden.
Veit ergreift Elisas Hand.
„Wir werden uns nie wieder trennen.“, verspricht er und verdeutlicht seine Aussage indem er ihre Hand drückt.
„Niemals.“, bekräftigt Elisa.
Zusammen schleichen die beiden durch die Straßen, immer auf der Hut.
Am Stadttor stehlen sie das Pferd der Wache, als ein lauter Ruf durch das Dorf schallt: „Alarm. Die Gefangenen fliehen.“
Die Torwache stürmt aus ihrem Wachhaus. Fluchend hilft Veit Elisa auf das Pferd. Sie haben keine Zeit, es zu satteln.
„Los. Ich öffne das Tor.“, ruft Veit und läuft auf das Tor zu. Elisa versucht, das Pferd zu bändigen. Sobald Veit das Tor geöffnet hat, reitet sie an ihm vorbei. Er streckt seine Hand aus und kann sich noch nach oben ziehen.
„Halt. Stehen bleiben.“, ruft ihnen die Torwache hilflos hinterher, doch Elisa und Veit halten weiter auf den Wald zu. Weiter in Richtung Freiheit.
Platz 2: Jana Richter mit ihrem Gedicht „Die Überfahrt nach Golan“
Ins Ungewisse fährt ein Schiff
Welle um Welle reitet es in die Dunkelheit
Kein Land in Sicht und ohne Gewehr
Den Kriegern im Inneren fiel das Atmen schwer.
Des Kaisers Ruf hinaus sie trug
Das Herz entflammt in einer Mission
Ob Elb, ob Zwerg, ob Mensch ob Tier
Sie alle verband eine Vision.
Ins Ungewisse fährt ein Schiff
Welle um Welle stiegen die Sorgen
Kein Becher blieb leer, keine Kehle trocken
Die Krieger fürchteten den Morgen.
Schon hoch am Himmel stand das Land in Flammen
Auf der Haut der Sklaven die Banner des Bösen
Niemand ahnte welche Seelen schon verloren
Und was sie dort noch holen wollen.
Ins Ungewissen fährt ein Schiff
Welle um Welle näher dem Schicksal
Ein Meer voll Angst in jener Nacht
Wer lebt, wer stirbt, wer hat am Ende die Macht?
Platz 3: Niklas Scholz mit seinem Gedicht „Das Namenlose“
In tiefster Nacht
Und am hellsten Tage
Durch gewaltige Stürme
Und sanfte Brisen
Wandele ich und halte Wacht
Über diesem Weg, dieser Passage
In das Reich der Gestirne
Und dem unendlichen Frieden
Ich halte Wacht
Über Leben und Tod
Über Feuer und Wasser
Den Terror und die Freude
Nacht für Nacht
Niemals fort
Bin Ich da und wache dort
Wo der Boden ist getränkt
Mit dem Taten des Terrors
Ohne Platzierungen:
Frederike Braun – Gedicht
Schlachten sind zu schlagen,
Wir sollten uns untereinander vertragen.
Rassen müssen miteinander handeln,
Und unter dem selben Himmel wandeln.
Um des Königreiches Feind zu besiegen,
Dürfen wir uns nicht untereinander bekriegen.
Die Schlachten brechen unsern Verstand,
Deshalb erhören wir unsern Trank Bestand.
Im Kamp fallen Freunde und Bekannte,
Manch eine die ich nicht einmal kannte.
Doch dürfen wir nicht verzagen,
Und müssen unser Kreuz weiter tragen.
Lina Meyer – Kinderreim
Ein schwarzer Sturm zieht auf
Nimmt dem Himmel die Farben.
Tausend schwarze Raben
Setzen sich auf den Eichenbaum drauf.
An dem alten Eichenbaum
Versammeln sich die Fraun.
Schon bald brennt ein Feuer
Und verscheucht die Ungeheuer.
Sie haben den Baum verbrannt,
Wo einst die Hexenhütte stand.
Was soll als nächstes brennen,
Wenn die Raben wiederkämen?
Jana Richter – Gedicht: Wiedergeburt in einer Schlacht
Das Blut rinnt meine Brust hinunter ohne
Dich in meiner Nähe.
Der Pfeil durchbohrt meinen eisernen Stolz
Du rammst ihn tief, doch ich will mehr.
Zeig mir die Stärke deines Willens,
bohr tiefer, tiefer in mich rein.
Gelobt sei der Pfeil des Todes,
du stachst ein und ich war dein.
Der Tod erschien mir als Erlösung
Ich bat danach, ich schrie, ich rang
Nach Luft, nach deiner,
ich wollte eine Welt mit dir sein.
Doch kaum mein Auge wahr geschlossen
Des Medicuses heilende Hand
Erweckte mich erneut zum Leben
Im nächsten Augenblick starb ich durch eine andere Hand.
Wir freuen uns auf den nächsten Bardenwettbewerb mit vielen neuen Ideen.
Euer LARP Team
0 Kommentare zu “Ein Bardenwettbewerb mit drei Gewinner*innen”