aej-Generalsekretär Mike Corsa bezieht Stellung zur aktuellen Debatte
Junge Menschen sollen lernen, sich sozial zu engagieren und einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Teile der CDU aber auch andere Stimmen aus der Gesellschaft wollen jungen Menschen mit einer allgemeinen Dienstpflicht mehr Gemeinsinn verordnen. Dabei macht der 15. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung unmissverständlich deutlich, welche großen Herausforderungen junge Menschen heute meistern müssen, um in einer komplexen Welt ihren Standort zu finden. Aufgabe von Politik und Gesellschaft ist es, junge Menschen zu fördern, eigenständig zu werden und erfolgreich im Erwachsenenleben anzukommen. Dabei ist es wichtig, dass junge Menschen sich selbst erproben können, was die richtigen Schritte für sie sind. Sie brauchen dazu vielfältige Angebote. Statt aber die Angebote und die Attraktivität bestehender Freiwilligendienstformate auszubauen, wollen die Protagonisten der Dienstpflicht jungen Menschen vorschreiben, wie jugendliches Engagement auszusehen hat.
Mike Corsa, Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej), hält das für einen grundsätzlich falschen Weg: „Die Jugend gehört nicht zur Verfügungsmasse des Staates, mit der sich nach Belieben politische und gesellschaftliche Probleme lösen lassen. Konkret, um den Nachwuchs für die Bundeswehr und Hilfsarbeitskräfte für soziale Dienste zu sichern. Beide Bereiche brauchen heute gut ausgebildete Fachkräfte.
Die Dienstpflichtfantasien entspringen einem grundsätzlich negativen Jugendbild. Junge Menschen müssen heute nicht zu sozialem Engagement verpflichtet werden, damit sie eine gemeinschaftsfähige Persönlichkeit werden. Sie engagieren sich in hohem Maße in unterschiedlichen Bereichen unserer Gesellschaft. Sie sind nach wie vor die engagierteste Altersgruppe. Das zeigt sich auch bei den unterschiedlichen Freiwilligendiensten. Die angebotenen Plätze können den Bedarf von jungen Menschen immer seltener decken.
Angesagt ist vielmehr, jungen Menschen mehr Angebote für ein Engagement zu machen. Dazu gehört auch, deutlich mehr in die Freiwilligendienste zu investieren, damit mehr junge Menschen diese Angebote nutzen können.
Eine Dienstpflicht für junge Menschen widerspricht einer modernen demokratischen Zivilgesellschaft. Eine solche Art von Zwang und Einschränkung von Persönlichkeitsrechten haben wir in Deutschland glücklicherweise hinter uns gelassen. Und wir sollten alles unternehmen diese Form von Volkserziehung und autoritativer Bildung zu unterbinden und stattdessen früh beginnen, junge Menschen zu fördern, engagierte und selbstbewusste Demokrat*innen zu werden. Pflichtdienste sind ein Instrument von Autokraten um junge Menschen nach ihren Vorstellungen zu formen.“
aej-Pressemitteilung 2/2018
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