„Die hören ja dieselbe Musik wie wir!“, schreit eine Ehrenamtliche aus Friedrichsfehn über die lauten Geräusche der Schleifmaschine hinweg. Aus Lautsprechern kommt Musik, die die Flüchtlinge mitgebracht haben. Es sind teilweise unbekannte, für sie heimische Stücke, aber auch Chartmusik ist dabei.
Das ist eine Erkenntnis aus unserem Projekt „Locker vom Hocker – kreativ begegnen“ der Evangelischen Jugend Ammerland in Edewecht. Seit einigen Monaten beschäftigen wir uns intensiv mit dem Thema Flüchtlinge. Bereits Anfang des Jahres war eine junge Frau bei unserer Vollversammlung, die 1999 aus Syrien geflohen ist. Sie erzählte uns viele interessante Dinge aus ihrem Leben und wie sie die derzeitige Situation sieht. Daraufhin entstanden viele, bis heute andauernde Diskussionen, was wir denn nun tun können, um zu helfen.
Im Juli 2015 wurden uns alte Schulstühle angeboten. Schnell waren wir uns einig, mit diesen Stühlen eine Begegnung von neuen und alten Edewechter_innen zu organisieren. Die Idee war, gemeinsam diese Stühle zu bemalen, um ins Gespräch zu kommen und Zeit miteinander zu verbringen. So können wir z.B. auch sprachliche Differenzen umgehen, da der kreative Umgang und das Handwerkliche leicht mit unter anderem Zeichensprache und Gesten zu erklären ist.
Ende Oktober 2015 trafen sich in einer Schule eine Woche lang jeden Nachmittag neue und alte Edewechter_innen und bemalten gemeinsam diese alten Stühle. Dabei kamen wir ins Gespräch und arbeiteten zusammen an den verschiedenen Kunstwerken, die an Flüchtlinge gespendet werden.
Montag ging es los, leider erst mit fünf Leuten und mehr alten als neuen Edwechter_innen. Wir mussten daraufhin eine Plan machen, wie wir kurzfristig noch mehr Menschen dazu holen können, um nicht nur die Stühle, sondern auch unsere Gruppe bunter zu bekommen. Wir beschlossen am nächsten Tag noch einmal in das Internationale Begegnungscafe in Edewecht zu gehen, um den einen oder anderen direkt abholen zu können – im wahrsten Sinne des Wortes. Über verschiedene Kanäle versuchten wir auch noch aktive Teamer_innen aus Edewecht zu mobilisieren und tatsächlich, am Dienstag waren wir dann in etwa 14 bunt gemischte Leute, die gemeinsam Stühle bemalten.
Zum Ende der Woche wurden es dann leider wieder weniger, aber dennoch hatten wir viel Spaß. Zusammen dachten wir uns viele verschiedene Ideen aus, was man aus den Stühle noch so alles machen könne und legten dann auch direkt los (dabei ist übrigens auch ein ejo-Stuhl entstanden).
Das Projekt hat uns in dem bestätigt bestätigt, was wir aus Gesprächen mitgenommen hatten: Es ist wichtig, etwas mit den Jugendlichen zusammen zu machen und nicht nur für sie oder sie unter sich. Ein so kurzes Projekt wird vermutlich keinen großen Effekt haben, aber wir haben damit einen kleinen Anstoß gegeben, dass wir alle Jugendliche und junge Erwachsene sind, die dieselben Interessen haben können und sich trotz unterschiedlichem Hintergrund gut verstehen. Sowohl neu als auch alt haben wir gezeigt, dass ein miteinander wichtig ist und dass mehr als ein „Nebeneinander-Leben“ möglich sein kann.
(Lisa Wraase)
Anmerkung: Die Aktion wurde mit Mitteln des Landesjugendpfarramtes aus dem Fördertopf „Projekte in der Flüchtlings- und Migrationsarbeit“ unterstützt. Infos zu dieser Förderung gibt es hier auf der Webseite.
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