Ein ungewöhnlicher Demonstrationszug bewegte sich am letzten Samstag durch die Oldenburger Innenstadt. „Wir sind klein, aber wir können Großes bewirken“, war auf Transparenten zu lesen, und: „Jetzt spenden!“ Über 200 Jugendliche und Erwachsene waren dem Aufruf der ejo, des BDKJ und anderer Organisationen gefolgt und nahmen am ökumenischen Hungermarsch für Ostafrika teil. Das Schicksal der Menschen in Somalia und in den angrenzenden Ländern kann uns auch hier in Deutschland nicht egal sein – das war die Botschaft, für die Teilnehmende aus dem Oldenburger Land auf die Straße gingen.
In zwei Gruppen, die sich von der Nikolaikirche in Eversten und von der Weser-Ems-Halle auf den Weg gemacht hatten, näherten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Rathausplatz. Dort wurden sie mit afrikanischen Trommelrhythmen und Tänzen der Gruppe „Top Africa“ empfangen. Johannes Hörnemann, Bildungsreferent beim BDKJ in Vechta, konnte auch viele Passantinnen und Passanten begrüßen, die durch die ungewohnten Klänge neugierig geworden waren.
Über die Auswirkungen der Hungerkatastrophe berichtete Abdi Mohamed aus Somalia, der seit einigen Jahren in Oldenburg lebt. Nach dem Bürgerkrieg, der seit über 20 Jahren in dem ostafrikanischen Land herrscht, zwingt nun auch die Klimaveränderung die Menschen, ihre Heimat zu verlassen. Die Nomaden finden nach zweijähriger Dürre keine Wasserstellen mehr für ihr Vieh und flüchten nach Kenia und Äthiopien. Die Welt, so Abdi Mohamed, habe viel zu lange weggeschaut und die Somalier ihrem Schicksal überlassen. Die Verhältnisse vor Ort seien sehr schlimm: „Jeden Tag sterben viele Menschen, auch viele Kinder. In den völlig überfüllten Flüchtlingscamps herrschen unerträgliche Zustände.“
„Ich möchte mich bei allen Jugendlichen bedanken, die sich heute die Zeit genommen haben, bei diesem Hungermarsch mitzumachen,“ rief Abdi Mohamed den jungen Leuten zu: „Es ist eine große Freude zu sehen, dass es so viele Menschen gibt, die bereit sind, anderen zu helfen!“
Ro Alognon aus Togo in Westafrika beklagte die Gleichgültigkeit der Menschen im Westen angesichts der Schreckensmeldungen in den Medien. Er machte sich dafür stark, die Ursachen der Katastrophen zu bekämpfen. „Keine Waffenlieferungen nach Afrika“, forderte der Bildungsreferent des Ökumenischen Zentrums. Ro Alognon benannte auch den Klimawandel als eine der Ursachen für die noch weiter zunehmende Not und rief zum Handeln auf. Er plädierte für mehr Gerechtigkeit. „’Es ist genug für alle da’ steht auf dem Schild,“ sagte er in Anspielung auf das Motto des Hungermarsches. „Aber 20 % der Weltbevölkerung verbrauchen 80 % der Ressourcen. Das ist ein Skandal!“
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Stellvertretend für alle Teilnehmenden der Aktion überreichten Landesjugendpfarrer Sven Evers und zwei Jugendliche von den Pfadfindern schließlich einen Scheck für die Katastrophenhilfe an Frerk Hinrichs vom Diakonischen Werk. Über 2.600 Euro waren allein durch den Hungermarsch zusammengekommen. Aber auch während der Abschlussveranstaltung wurde bei den Passanten noch weiter gesammelt. Mit dem Geld wird die Hilfsorganisation Brot für die Welt Soforthilfen in Ostafrika finanzieren, zum Beispiel dringend benötigte Medikamente, aber auch Nahrungsmittel. „Schon 50 Euro reichen aus, um eine fünfköpfige Familie zwei Monate zu ernähren,“ berichtete Frerk Hinrichs.
Mit einem Gebet und einem Segen und viel Trommelmusik der Gruppe Top Africa ging der Hungermarsch zu Ende. Die Spendenaktionen der Jugendarbeit aber gehen weiter. So wird z.B. auch der Hungermarsch im Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven am kommenden Samstag für die hungernden Menschen in der Katastrophenregion sammeln.
Weitere Bilder vom Hungermarsch gibt es bei flickr.com
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